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Erinnern Sie sich an Andrea Nahles, bevor sie Bundesministerin geworden ist? Erinnern Sie sich zum Beispiel an ihre Pippi Langstrumpf-Gesangseinlage im Bundestag?
Sie liebte es, laut und schrill zu sein, zu provozieren und zu polarisieren.
Und jetzt als Bundesarbeitsministerin?

Wie verhält sie sich in der neuen Führungsrolle?

Im Artikel „Fast ganz oben“ in DIE ZEIT vom 6.2.2014 geht die Journalistin Elisabeth Niejahr dieser Frage nach. Und ich habe beim Lesen natürlich sofort Parallelen zur Einarbeitungszeit jeder Führungskraft gesehen. Denn es ist auffallend, dass sich die neue Arbeitsministerin anders als früher verhält.
Was macht sie denn jetzt?

14 Punkte konnte ich aus dem Zeitungsartikel herauskristallisieren, bei denen Andrea Nahles als neue Ministerin offensichtlich – so ist es beschrieben – geschickt umgeht. Es sind Punkte, die für alle Führungskräfte bedeutend sind, wenn sie sich in neue Positionen einarbeiten.

©BONNINSTUDIO / shutterstock.com

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1. Sie zeigt ihren starken Willen zum Führen und zum Gestalten, sie übernimmt Verantwortung
2. Ihr ist klar, dass sie ihre nonverbale und symbolische Kommunikation der neuen Führungsrolle anpassen muss: Sogar für den nächsten Karneval will sie ihr Outfit mit Bedacht wählen.
3. Sie hat Respekt vor Pannen und hat sich deshalb im Voraus mit möglichen Stolpersteinen und Fallstricken auseinandergesetzt.
4. Sie würdigt ihre Vorgängerin und markiert den Führungswechsel mit deutlichen Zeichen.
5. Sie verabredet viele Antrittsbesuche. Mit diesen Kennenlern-Gesprächen baut sie wichtige Beziehungen auf und entwickelt das notwendige Vertrauen für die Zusammenarbeit.
6. Sie klärt die Erwartungen der Kollegen: Sie bringt ihnen Achtung entgegen und signalisiert Unterstützung.
7. Sie zeigt Loyalität gegenüber ihrer Chefin und wirkt mit, deren Projekte umzusetzen.
8. Sie passt sich an die kommunikative Unternehmensetikette an, lotet Nähe und Distanz aus bei der Verwendung eines bisherigen „Du“ und eines „Sie“ in neuen Arbeitsbeziehungen.
9. Sie etabliert sogleich neue Routinen: Ab sofort leitet sie als Ministerin selbst Meetings mit den wichtigsten Leitungspersonen.
10. Sie gibt ihren Mitarbeitern konzeptionelle Richtungsziele vor.
11. Sie weist rasch Ergebnisse ihrer Führungstätigkeit vor, feiert erste Erfolge und vermittelt Sicherheit und Führungskompetenz.
12. Sie weiß, dass sie als Führungskraft nicht den höchsten Fachexpertenstatus einnehmen muss. Deshalb lässt sie sich in fachlichen Angelegenheiten, die sie vertreten muss, beraten und begleiten.
13. Sie betreibt von Beginn an Networking mit wichtigen Schlüsselpersonen.
14. Sie entwickelt ihren persönlichen Führungsstil und gestaltet die Führungsrolle in einer Synthese der gestellten Erwartungen und ihrer eigenen Positionierung.

Natürlich gibt es viele andere Faktoren, die hier nicht aufgeführt sind, die in der Einarbeitungszeit ebenfalls relevant sind – wie z.B. der Umgang mit konflikthaften Situationen.
Ein großer Unterschied zeigt sich allerdings in den hierarchischen Funktionen: Top-Führungskräfte müssen zügig(er) neue Ziele bestimmen und vorgeben, für positive Veränderungen sorgen, u.U. wichtige Stellen sofort neu besetzen und sich die Unterstützung durch loyale Mitarbeiter sichern.
Bei Führungskräften der unteren und mittleren Hierarchieebene ist in den allerersten Wochen der Führungsübernahme eher Zurückhaltung angesagt, was Neuerungen anbelangen. Damit ist nicht Passivität gemeint, aber auch kein Aktionismus.

Andrea Nahles scheint in ihrer neuen Rolle angekommen zu sein, resümiert die Autorin des Zeitungsartikels. Wenn die aufgeführten Beobachtungen stimmen, kann ich nur sagen: Chapeau! Respekt!

Und wer weiß, vielleicht ist Andrea Nahles dank guter Vorbereitung und coachender Begleitung mit ihrer neuen Rolle so schnell vertraut geworden und konnte deshalb in ihrem Ministerium zügig Fuß fassen. Was meinen Sie?

Hier finden Sie den zitierten Artikel aus DIE ZEIT auch online.