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Trittbrettfahren und Gruppendenken? Worauf in Teamarbeit zu achten ist

Teams sind nicht jedermanns Sache, auch nicht die von Führungskräften. Dabei hat nicht nur die Führungskraft in den ersten 100 Tagen mit den Risiken von Teamarbeit zu kämpfen. Für die meisten Führungskräfte und Teamleitungen ist Teamarbeit eine Herausforderung spezieller Art, und wir alle kennen die Abkürzung für den Begriff Team: „Toll, ein anderer macht‘s! Damit verbinden wir eine ganze Reihe von negativen Erlebnissen: endlose Diskussionen und Zeitverschwendung in Meetings, Faulheit oder Ellbogen-Mentalität der Kollegen usw.

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In etlichen Branchen und Unternehmen ist Gruppenarbeit in Form von Projektteams jedoch eine häufig gewählte Form der Zusammenarbeit. Denn die damit verbundenen Erwartungen sind hoch: Qualitativ bessere Arbeitsergebnisse sollen erzielt werden, Innovation und Kreativität freigesetzt, Arbeitsmotivation und Eigenverantwortung gestärkt werden. Im Idealfall ist die Arbeitsleistung des Teams größer als die Summe der Einzelleistungen.
Demgegenüber stehen die lähmenden Konfliktsituationen, die schlechte Kommunikation, die Missverständnisse, die langwierigen Entscheidungswege.

Ob Teamarbeit wirklich gelingt, hängt von vielen Faktoren ab.

Unter anderen sind diese Kriterien von Bedeutung:
– die Zusammensetzung des Teams
– das Leistungsniveau
– die Kohäsion – das WIR-Gefühl

Achten Sie auf Vielfalt in der Gruppenzusammensetzung

Teamarbeit ist deshalb vorteilhaft, weil das Wissen von mehreren Personen zur Lösung einer Aufgabe einbezogen wird.
Bei der Zusammensetzung eines Teams sollte deshalb auf Vielfalt geachtet werden und zwar hinsichtlich Persönlichkeitseigenschaften und sich ergänzende Kompetenzen. So können Führungskräfte die Mitarbeitenden nach ihren Stärken und Rollen einsetzen und ihnen den geeigneten Rahmen geben, das Beste aus sich herauszuholen.
Wichtig ist es, im Team ein Bewusstsein zu schaffen, dass Unterschiede und Differenzen im Miteinander nicht nur anstrengend sind, sondern die Unterschiedlichkeit nützlich ist, um bessere Arbeitsergebnisse zu erlangen.

Teamarbeit bringt ein Plus an Motivation und ist ebenso der Auslöser für Motivationsverlust. Wie kann das sein?
Nebst anderen Aspekten ist es das Leistungsniveau der Teammitglieder, welches sich auf die Motivation auswirkt. Der Motivationsgewinn in der Teamarbeit ist eindeutig höher, wenn das Leistungsniveau relativ ausgeglichen ist. Dann werden sich die etwas kompetenteren Gruppenmitglieder anstrengen, die nur leichten Schwächen anderer zu kompensieren. Und schwächere Teammitglieder werden sich ebenfalls um einen Ausgleich bemühen. Dieser Effekt lässt das Teampotenzial voll ausschöpfen und der Zusammenhalt des Teams wird gefördert.

Trittbrettfahren unerwünscht

Ist der Leistungsunterschied jedoch groß, entsteht das Gegenteil, nämlich ein Motivationsverlust:
Aufgrund der Annahme, die eigene Leistung zähle nicht oder sei überflüssig, weil leistungsstärkere sie übernehmen, wird das eigene Engagement minimiert. Dies kommt vor allem in großen Gruppen vor oder in Teams, in dem kein WIR-Gefühl vorhanden ist. Damit tritt das sogenannte Trittbrettfahren ein: sich an die Leistung der anderen anzuhängen – ohne einen eigenen Beitrag zu leisten.
Als Reaktion, nicht länger der Dumme sein zu wollen, wenn bei den anderen das Trittbrettfahren beobachtet wird, reduzieren Leistungsstärkere ihre Bemühungen ebenfalls. Dieser Sucker-Effekt ist als bewusster Protest gegenüber dem Fehlverhalten – hier dem Trittbrettfahren – anderer Gruppenmitglieder zu verstehen.

Gruppendenken lähmt

Eine negative Dynamik entwickelt sich auch in Teams mit einer ausgeprägt starken Kohäsion: Hier zählt die Stärkung des WIR-Gefühls mehr als die Arbeit, und das Team wird zu einem Ort, wo es darum geht, Freundschaften zu pflegen. Um nicht ausgegrenzt zu werden und die Gruppenharmonie nicht zu gefährden, halten viele Mitglieder ihre eigenen abweichenden Meinungen und Zweifel zurück.
Der soziale Druck, der in einem solchen Kuschelteam herrscht, ist nicht zu unterschätzen: Es finden keine inhaltlichen Diskussionen, keine Anregungen mehr statt und Alternativen werden nicht durchdacht, bevor Entscheidungen getroffen werden. Schlechte Arbeitsergebnisse und Fehlentscheidungen können die Folge sein.
Führungskräfte sollten deshalb dafür sorgen, dass das Team das WIR-Gefühl verbessert, die Gruppe jedoch nicht in eine Harmoniekultur verfällt. Sie sollten die Mitarbeitenden ermutigen und dahingehend unterstützen, nicht-gruppenkonforme Meinungen auch in schwierigen Situationen zu äußern und alle auffordern, sich mit anderen Argumenten auseinanderzusetzen.

Damit Teamarbeit erfolgreich ist, muss an vielen Stellschrauben gedreht werden!
In diesem Beitrag habe ich in erster Linie auf die Teamzusammenstellung, auf Motivation und leistungsbezogene Faktoren hingewiesen.
Die Gruppenforschung bietet jedoch weitere signifikante Erkenntnisse, die im Berufsalltag für eine verbesserte Leistungsfähigkeit von Teams eingesetzt werden können. Es sind dies die Einsichten, dass die Möglichkeiten zur Partizipation, eine Feedback-Kultur, klare Normen und Regeln für die Teamarbeit und ein von Fairness geprägtes Klima die Leistungen von Teams erheblich positiv beeinflussen.