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Welches sind die drei wichtigsten Führungsprinzipien?

Mit meinem Artikel antworte ich auf diese Frage, die mein geschätzter Kollege Bernd Geropp, Geschäftsführercoach in Aachen, in seiner Blogparade thematisch aufgeworfen hat.

Nach welchen Prinzipien ein Unternehmen geführt werden soll, ist eine wichtige Frage, die alle Führungskräfte angeht – ob alt oder jung, erfahren oder unerfahren, weiblich oder männlich.
Die meisten Führungskräfte erfahren in den letzten Jahren eine starke Veränderung in der Unternehmensführung: Das Umfeld wird immer weniger vorhersehbar, die Informationsflüsse werden vielschichtiger, Entscheidungszyklen beschleunigen sich, klassische Unternehmenssteuerung greift nicht mehr, Mitarbeiter sind demotiviert.

Viele Veränderungsprozesse vollziehen sich in großer Zahl fast gleichzeitig, und Führungskräfte geraten persönlich und beruflich zunehmend unter Druck. Und viele können nicht mehr folgen.
Führungskräfte erleben unmittelbar, was als Managementmethode oder Führungsinstrument nicht mehr funktioniert:

    • ein „Von-oben-nach-unten-Durchregieren“
    • das Vermeiden von Fehlern
    • eine mechanistische Unternehmensorganisation mit starren Grenzen
    • eine Personalentwicklung, die den Fokus auf das Ansammeln von Wissen richtet
    • eine Ausrichtung nach einzelnen Stakeholdergruppen
    • klassische Fünfjahrespläne, die nur auf Fakten und Daten basieren

Denn: Diese Techniken und Instrumentes des Managements stammen aus dem letzten und vorletzten Jahrhundert, und auch kleinere methodische Anpassungen reichen für mehr Wirksamkeit nicht mehr aus.
Benötigen wir also ein neues Führungs- und Managementmodell, um die Herausforderungen der Megatrends zu bewältigen, die sich in zunehmender Individualisierung, Demografische Veränderungen, Globalisierung, Female Shift, War for Talents, New Work etc. bemerkbar machen?

Benötigen wir einen radikalen Perspektivenwechsel, damit in Unternehmen – trotz Komplexität – Entscheidungen getroffen und Ziele erreicht werden können?

Führungsprinzipien und Navigation

Foto: ©Blendimages / Fotolia.de

Einige grundlegende Fragen müssen in diesem Zusammenhang durch die Unternehmensführung beantwortet werden: Mit welcher Struktur bauen wir eine flexible Organisation auf, um den laufenden Veränderungen zu begegnen? Woran richten wir unternehmerisches Handeln aus? Wie führen wir das Unternehmen zu mehr Leistungsfähigkeit und Attraktivität?

Mehr denn je wird wirksame Führung benötigt!

Betrachten wir deshalb die Charakteristika eines Führungsverständnisses des 21.Jahrhunderts, wie sie aus Forschung und Wissenschaft sowie durch innovative Führungspraxis bekannt sind:

    1) Sinn erzeugen
    2) Komplexität handhaben
    3) Lernraum ermöglichen

Was bedeuten diese Führungsprinzipien? Was macht die Unternehmensführung anders?

1) Sinn erzeugen
Erfolgreiche Organisationen der Zukunft…

    • vermitteln Werte und sorgen für Identitätsstiftung
    • entwickeln eine gemeinsame Vision und unternehmerische Zielsetzungen
    • halten den Blick aufs Ganze: Mitarbeiter, Team, Abteilung, Unternehmen und über den Tellerrand hinaus in die Gesellschaft
    • geben glaubwürdige Orientierung und fokussieren nicht nur kurzfristige wirtschaftliche Ergebnisse
    • achten auf Außenwirkung
    • etablieren eine wertschätzende und faire Führungskultur und stärken damit Bindung und Loyalität der Mitarbeitenden

2) Komplexität handhaben
Erfolgreiche Organisationen der Zukunft…

    • vernetzen sich strategisch – über die Organisationsgrenzen hinaus
    • entwickeln verschiedene strategische Szenarien – risiko- und chancenbezogen
    • stimmen Ziele kleinschrittig ab
    • akzeptieren Veränderungen und verabschieden sich von einem „Entweder-oder-Denken“ sondern stellen sich auf „Sowohl-als-auch-Situationen“ ein
    • kümmern sich intensiv um tragfähige Stakeholder-Beziehungen
    • nutzen kollektive Intelligenz und Kreativität
    • ermöglichen Entscheidungen, die durch Ratio UND Intuition zustande kommen
    • entwickeln Beteiligungsformate zur Informationsgewinnung, zur Erkennung von Trends und Frühwarnsignalen und für Entscheidungsprozesse
    • fördern Co-Leadership mit geteilter Entscheidungsverantwortung
    • fördern Diversity und transkulturelles Denken
    • entwickeln eine Fehler- und Lernkultur und nutzen Feedbackverfahren
    • bauen Strukturen und Prozesse in überschaubaren Einheiten auf, damit diese rasch auf veränderte Umfeldsituationen reagieren können

3) Lernraum ermöglichen
Erfolgreiche Organisationen der Zukunft…

    • sorgen für eine konstruktive Konfliktkultur
    • fördern selbstorganisiertes und selbstgesteuertes Lernen am Arbeitsplatz
    • kombinieren eLearning und kurze Präsenzworkshops zur Personalentwicklung
    • entwickeln Mentoringprogramme und ermöglichen den Austausch in Peer-Groups
    • setzen Rotationsprogramme um
    • erkennen die Bedeutung von Reflexionsschleifen sowie Regeneration und stellen Zeit und Geld zur Verfügung
    • unterstützen die Entwicklung von sozialen Kompetenzen – zur Verbesserung der Beziehungsfähigkeit
    • unterstützen Führungskräfte mit hoher Selbstreflexionsfähigkeit und Ambiguitätstoleranz

Fazit:

Die unternehmerische und gesellschaftliche Welt hat sich rasant verändert: Was Manager und Führungskräfte früher gelernt haben, wirkt nicht mehr in dem Maße wie früher. Neues muss gelernt und neue Führungsprinzipien angewandt werden. Und dabei wird – nicht nur von der Generation Y gefordert – eine Kultur der Teilhabe, der Wertschätzung und des Vertrauens im Mittelpunkt stehen.

Weiterführende Literatur:
• Leipprand, T, Allmendinger, J, Baumanns M, Ritter, J (2012), Jeder für sich und keiner fürs Ganze. Warum wir ein neues Führungsverständnis in Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und Gesellschaft brauchen. Stiftung für neue Verantwortung
• Signum International, Zukunftsinstitut (2011), Unternehmensführung2030. Innovatives Management für morgen.